Gesehen werden. Gefördert werden.
Es gibt Momente im Berufsleben, die wir uns nicht erarbeitet haben – im klassischen Sinne. Keine Bewerbung, kein Assessment, kein formaler Prozess. Und doch verändern sie alles. Eine Einladung zu einem Projekt, die Weiterempfehlung für eine Rolle, ein Satz in einem entscheidenden Meeting: „Sie wäre dafür perfekt.“
Solche Momente entstehen nicht zufällig. Sie entstehen durch Menschen, die an uns glauben – oft bevor wir selbst es tun.
Sponsoring ist ein mächtiges Prinzip im Karrierespiel. Nicht zu verwechseln mit Mentoring. Während Mentorinnen begleiten, beraten, fragen – handeln Sponsorinnen. Sie machen sichtbar. Sie empfehlen. Sie positionieren. Und sie nehmen dabei bewusst Einfluss.
Sponsoring ist nicht neutral. Es ist parteiisch im besten Sinne. Es bedeutet: „Ich lege meinen Namen für dich ein.“
Warum Frauen weniger gesponsert werden
In meiner Arbeit mit weiblichen Führungskräften begegnet mir immer wieder dieselbe Dynamik: Frauen, die alles mitbringen – Kompetenz, Haltung, Vision – und trotzdem nicht ins Spiel kommen, wenn Chancen verteilt werden. Nicht, weil sie es nicht verdient hätten. Aber niemand bringt sie bewusst ins Spiel.
Sponsoring ist in vielen Unternehmen eine unsichtbare Praxis – informell, ungeschrieben, oft dominiert von männlichen Netzwerken. Es braucht keine böse Absicht, um Frauen auszuschließen. Es reicht, wenn sie nicht vorkommen. Nicht in den Gesprächen über Nachfolge. Nicht in der Shortlist. Nicht im Kopf der Entscheider.
Sponsoring beginnt mit einem Satz
Ich erinnere mich an eine Klientin, die von ihrer damaligen Chefin ins nächste Level gehoben wurde. Sie hätte sich nicht aktiv beworben – aber ihre Chefin sagte in einem Gremium: „Ich sehe sie in dieser Rolle. Sie ist bereit.“
Was mich daran so bewegt: Diese Frau hätte sich selbst nicht vorgeschlagen. Sie hätte gezögert, gezweifelt, gehadert. Ihre Chefin nicht.
Das ist Sponsoring: Die bewusste Entscheidung, jemanden mitzunehmen.
Wer dich sieht, verändert deine Perspektive auf dich selbst
Sponsoring wirkt in zwei Richtungen. Es öffnet Türen – und es verändert das Selbstbild. Wenn jemand mit Einfluss sagt: „Ich glaube an dich.“, passiert etwas. Etwas tief Menschliches. Wir beginnen, uns selbst anders zu sehen. Wir trauen uns mehr zu. Wir erlauben uns, zu wachsen.
Und genau da liegt die Kraft für weibliche Führung: Wir brauchen nicht nur Coachings, in denen wir uns stärken. Wir brauchen auch Menschen, die unsere Stärke nach außen tragen.
Und jetzt?
Vielleicht fragst du dich: Wo sind meine Sponsorinnen? Wer bringt meinen Namen ins Spiel, wenn ich nicht im Raum bin?
Gute Frage. Und eine zweite: Wen sponserst du?
Denn Sponsoring ist keine Einbahnstraße. Es ist ein Führungsakt. Ein Statement. Und ein stilles Vermächtnis.
Wer willst du sein in diesem System?
Die, die selbst gesehen werden will?
Oder die, die sieht – und hebt?
Am besten: beides.
FAQ | Sponsoring für Female Leaders
1. Was ist der Unterschied zwischen Mentoring und Sponsoring im Karrierekontext?
Mentoring bietet Reflexion, Rat und Begleitung – meist im geschützten Raum. Sponsoring hingegen ist öffentlich: Sponsor*innen setzen sich aktiv für die Karriere einer Person ein, indem sie sie empfehlen, fördern und sichtbar machen. Sponsoring wirkt direkt auf Macht- und Entscheidungsprozesse ein.
2. Warum ist Sponsoring besonders relevant für Frauen in Führungspositionen?
Weil viele informelle Karrierenetzwerke männlich geprägt sind – und Frauen darin oft unsichtbar bleiben. Sponsoring hilft, diese strukturelle Lücke zu schließen, indem es Frauen strategisch platziert, unterstützt und in entscheidenden Momenten ins Spiel bringt.
3. Wie finde ich einen Sponsorin für meine berufliche Entwicklung?
Ein erster Schritt ist, selbst sichtbar zu werden: durch gute Arbeit, klare Kommunikation und Präsenz in Projekten oder Netzwerken. Sponsor*innen wählen meist nicht, wer um Hilfe bittet – sondern wer zeigt, dass sie Verantwortung übernehmen kann und will.
4. Welche Eigenschaften machen eine gute Sponsorin aus?
Vertrauen, Einfluss, Integrität – und der Wille, andere wachsen zu sehen. Eine gute Sponsorin erkennt Potenziale und hat den Mut, ihre Stimme für andere zu erheben. Sie sieht Chancen, wo andere noch zögern – und handelt konsequent.
5. Kann ich auch selbst Sponsorin sein, obwohl ich noch auf dem Weg bin?
Unbedingt. Sponsoring ist keine Frage der Hierarchie, sondern der Haltung. Jede Frau, die Einfluss hat – sei es über ein Team, ein Projekt oder ein Netzwerk – kann andere stärken. Wer andere mitnimmt, führt bereits. Und wer fördert, wird selbst stärker.
